Der 17. Mai – Norwegens Nationalfeiertag

Der 17. Mai – Norwegens Nationalfeiertag

Norwegen ist zu jeder Jahreszeit ein wundervoller Urlaubsort. Im Frühling liegt jedoch ein besonderer Zauber in der Luft. Die Tage werden allmählich länger, Blumen und Bäume erwachen zu neuem Leben und die Temperaturen klettern das Thermometer hoch. Nach den langen Wintermonaten ist die Freude über den Frühling in Norwegen deutlich zu spüren. Der Mai spielt hierbei eine ganz besondere Rolle, denn am 17. Mai wird der norwegische Nationalfeiertag gefeiert – für die Norweger*innen ein wichtiges Datum. 

Kleiner Geschichtsexkurs

Aber was macht den 17. Mai so besonders? An diesem Tag gedenken die Norweger*innen der Unterzeichnung der norwegischen Verfassung, weshalb man den Tag auch als Verfassungstag bezeichnet. Die Verfassung, die am 17. Mai 1814 in Eidsvoll unterschrieben wurde, war für das Land ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Zuvor stand Norwegen jahrzehntelang im Schatten seiner skandinavischen Nachbarn und war durch Unionen den anderen Ländern untergeordnet. 1814 markiert das Ende der Union mit Dänemark und Norwegen erklärte seine Unabhängigkeit. Diese hielt allerdings nicht lange, denn bereits im selben Jahr begab sich Norwegen in eine Union mit Schweden, was dazu führte, dass der 17. Mai zunächst kein offizieller Feiertag wurde. Erst viele Jahre später wird er als Nationalfeiertag etabliert. 

Umzug mit norwegischen Flaggen durch ein Dorf

Ganz Norwegen feiert

Heute sind die 17. Mai-Feiern in Norwegen gar nicht mehr wegzudenken. Der Tag wird im ganzen Land ausgiebig zelebriert, von den kleinsten Dörfern bis hin zu den Großstädten. Geschäfte und Büros sind an diesem Tag oft geschlossen und das Auto sollte man am besten stehen lassen, denn die meisten Stadtzentren und die umliegenden Straßen werden für die Umzüge gesperrt. An den Umzügen nehmen die Bewohner*innen des jeweiligen Ortes teil, oft mit musikalischer Begleitung einer Marschkapelle. Das wohl bekannteste Marschlied, das am Nationalfeiertag durch die Straßen hallt, ist „Norge i rødt, hvitt og blått“ (Norwegen in rot, weiß und blau). In Oslo findet mit circa 100.000 Menschen die längste Parade statt. Sie wird von der Königsfamilie in Empfang genommen, die den Massen vom Balkon des königlichen Palastes aus zuwinkt. Wem das jedoch etwas zu hektisch ist, kann sich das ganze Spektakel auch bequem von zuhause aus ansehen, denn die Parade wird jedes Jahr im nationalen Fernsehen ausgestrahlt. 

Ein großer Tag für die Kleinen

Der norwegische Nationalfeiertag ist ein Volksfest, bei dem die Menschen im Vordergrund stehen. Militärparaden und politische Reden haben im Programm keinen Platz. Der Tag wird gewöhnlich von einem ausgiebigen Frühstück gemeinsam mit Familie, Freunden oder Nachbarn eingeleitet. Anschließend zieht man gemeinsam durch die Straßen, singt und schwenkt die norwegische Flagge. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stehen vor allem die Kinder, weshalb der 17. Mai auch manchmal „Barnas dag“ (Tag der Kinder) genannt wird. Es gibt Spiele, Hot Dogs und jede Menge Eis. Der Großteil der Norweger*innen trägt an diesem Tag eine bunad, die traditionelle norwegische Tracht. Die bunader gibt es in zahlreichen Variationen, die verraten aus welchen Teilen Norwegens die Träger*innen stammen.

Text: Carla Geib