Eine Landkarte zu studieren, ist eine der schnellsten Möglichkeiten, sich mit der Geografie eines Landes vertraut zu machen. Städte, Regionen und Flüsse pauken, kann aber eine ganz schön langweilige Angelegenheit sein. Wäre es nicht viel spannender ein Land mit Hilfe einer abenteuerlichen Geschichte kennenzulernen? Genau das hat sich zumindest die schwedische Autorin Selma Lagerlöf gedacht, als sie ihren Roman „Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige“ (Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden) schrieb. Der Kinderbuchklassiker ist nämlich nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich.
Inhaltsverzeichnis
Mehr als nur eine Gute-Nacht-Geschichte
Heute ist das Werk hauptsächlich als Kinderbuch oder -serie bekannt. Tatsächlich entstand der Roman jedoch im Rahmen einer Lehrbuchreform zu Beginn des 20. Jahrhunderts und umfasst im Original mehr als 600 Seiten. 1901 erhielt Selma Lagerlöf den Auftrag, ein Lehrbuch zu verfassen, welches Schulklassen über ihr Heimatland unterrichten sollte. Lagerlöfs Vision war es, die schwedische Landkarte zum Leben zu erwecken und somit einer jungen Leserschaft spielerisch ein besseres Verständnis über deren Heimat zu vermitteln. Die einzelnen Abenteuer spielen in unterschiedlichen Regionen und so liefert jedes Kapitel neue Kenntnisse über das Land, bis sie schließlich am Ende des Romans, zusammengesetzt aus den einzelnen Erzählungen, ein Gesamtbild Schwedens ergeben. Den Fokus legte die Autorin auf Geografie, doch auch die Kultur und Geschichte Schwedens werden in ihrem Werk behandelt.
Ein unfreiwilliges Abenteuer
Wie der Titel schon verrät, ist der Protagonist der junge Nils Holgersson, der auf einem Bauernhof in Südschweden zuhause ist. Nils hat nichts als Unsinn im Kopf, ist frech und faul und ärgert sowohl die Tiere auf dem Hof, als auch seine Eltern. Eines Tages treibt er es mit seinen Späßen jedoch zu weit. Als er ein Wichtelmännchen gefangen nimmt, verwandelt dieses ihn zur Strafe für sein rücksichtsloses Verhalten kurzerhand in einen Däumling. Zu beschämt über seine neue Gestalt, möchte Nils seinen Eltern nicht unter die Augen treten und schließt sich stattdessen dem Gänserich Martin auf dessen Flug mit den Wildgänsen an. Für Nils beginnt eine lange Reise quer durch Schweden, bei der er nicht nur sein Heimatland, sondern auch sich selbst kennenlernt. Zusammen mit seinem Hamster Krümel, dem Gänserich Martin und den Wildgänsen, erlebt er auf seiner Reise nach Lappland zahlreiche Abenteuer.
Vom Taugenichts zum Held
Selma Lagerlöf informiert in ihrem Buch in erster Linie über die schwedische Geografie, stellt gleichzeitig jedoch auch gängige Wertvorstellungen des Landes vor. Mensch und Tier treten im Roman als Vermittler dieser Wertvorstellungen auf. Auf seinen Abenteuern eignet sich Nils wichtige Tugenden wie Loyalität, Empathie und Respekt gegenüber der Natur- und Tierwelt an. Mehr als einmal hilft er seinen Reisebegleitern aus der Patsche und entwickelt sich im Laufe des Romans zu einem wahrhaften Helden. Gegen Ende der Reise ist Nils wie ausgewechselt. Zur Belohnung wird er vom Wichtelmännchen in seine ursprüngliche Größe zurückverwandelt und kann endlich auf den Hof seiner Eltern zurückkehren.
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Text: Carla Geib