Die fünf Sinne der skandinavischen Weihnachtszeit

Die fünf Sinne der skandinavischen Weihnachtszeit

Wie jedes Jahr haben wir auch für 2023 einen Spezialartikel zu Weihnachten für euch vorbereitet. Während wir nun schon Leckereien und besondere Bräuche in den nordischen Ländern erkundet haben, möchten wir euch dieses Jahr auf eine kleine Sinnesreise durch den Norden mitnehmen. Wir haben uns gefragt, wie unsere Sinne die Weihnachtszeit in Skandinavien wohl wahrnehmen. 

Ein schneebedeckter Garten in dem ein Tannenbaum mit einer Lichterkette steht.
© Hans Strand/imagebank.sweden.se

Immer der Nase nach

Auch in Skandinavien sind Weihnachtsmärkte ein beliebter Brauch der Vorweihnachtszeit mit verschiedenen Ständen und allerlei Leckereien. Von überall her ziehen einem Gerüche in die Nase, wobei der Duft von Glögg alles ein bisschen überlagert. Das ist ein skandinavischer Glühwein mit Korn oder Wodka, der mit verschiedenen Gewürzen verfeinert ist, wie zum Beispiel Zimt, Kardamom und Ingwer. Dazu werden Rosinen und geschälte Mandeln gereicht, die man dann in den warmen Glögg gibt. Das Getränk ist nicht nur lecker, sondern wärmt auch gut die kalten Finger, während man an den belebten Verkaufsständen entlangbummelt.

Neben Glögg gibt es noch einen weiteren typisch skandinavischen Geruch und zwar Waffeln. Norwegen kann mit gutem Gewissen als Waffelexperte bezeichnet werden. Ob süß oder herzhaft, als Snack für zwischendurch oder als deftiges Abendessen mit Speck und Ei – in Norwegen gehen Waffeln zu jeder Jahres- und Tageszeit und eine warme Waffel auf dem Weihnachtsmarkt ist Teil des Vinterkos. Das Konzept beschreibt die gemütliche, warme Atmosphäre für Körper und Geist, die Norweger:innen durch die kalte Jahreszeit bringt. Ein authentisch norwegisches Waffelrezept findet ihr auf der Seite von Visit Norway

Zwei Tassen von Glögg mit Mandeln stehen neben einem Teller mit Weihnachtsgebäck.
© Helena Wahlman/imagebank.sweden.se

Skandinavische Weihnachtsgenüsse 

Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen, so auch die Liebe zum Reisen. Für viele ist es ein wichtiger Teil des Urlaubs einmal die Küche der Länder zu probieren. Wer zur Weihnachtszeit im Norden unterwegs ist sollte zwei Gerichte auf keinen Fall verpassen: zum einen das isländische Laufabrauð, zum anderen die dänischen Æbleskiver

Das Laufabrauð aus Island ist ein Brot, dessen Teig ganz dünn ausgerollt wird, um anschließend dekoriert und frittiert zu werden. Die dünnen Brotschreiben sind mit filigranen Mustern verziert, die an Blätter erinnern, daher auch der Name Laubbrot. Zudem ist das Brot fast so dünn wie ein Blatt. Es gilt als traditionelles Weihnachtsgebäck und ist nicht nur lecker, sondern auch schön anzusehen. 

Eine Weihnachtszeit ohne Æbleskiver (Apfelschnitze) ist in Dänemark schier unvorstellbar und das süße Gebäck ist an fast jedem Weihnachtsmarkt erhältlich. Sie ähneln kleinen, runden Pfannkuchen und werden in einer speziellen Pfanne mit halbrunden Vertiefungen zubereitet. Der Name ist etwas irreführend, da in den meisten Æbleskivern gar keine Äpfel mehr verwendet werden. Früher bestand das Gebäck jedoch aus einer in Teig gebackenen Apfelscheibe und während sich das Rezept geändert hat, ist der Name geblieben. Am besten schmecken die Teigbällchen mit Puderzucker und Marmelade

Zwei Bilder: Links ein Teller mit Aebleskiver und Marmelade. Rechts serviert eine Frau mit Weihnachtsmütze einem kleinen Kind Aebleskiver auf einem Papierteller.
© Mathias Milton (l), Brittany Overgaard (r) – Visit Denmark 

Musik in den Ohren

Um unser Gehör in weihnachtliche Stimmung zu bringen, ist eine Reise nach Norwegen wohl die effektivste Variante. Hier finden jedes Jahr zur Weihnachtszeit zahlreiche Konzerte statt. Sie beginnen häufig bereits im November und ziehen sich durch die Adventszeit bis zum Weihnachtsfest. Von Oslo bis Alta gibt es in fast jeder größeren Stadt mindestens ein Weihnachtskonzert und so sind die norwegischen Wintermonate mit reichlich Musik gefüllt. 

Wir bleiben beim Thema Konzert und reisen weiter nach Schweden. Hier findet jedes Jahr am 13. Dezember das Lucia Konzert statt. Genauer gesagt die Lucia Konzerte, denn das Lichterfest zu Ehren der Heiligen Lucia wird im ganzen Land mit Umzügen und Konzerten gefeiert. Das Lied „Sankta Lucia“ ist das bekannteste Lied des Abends, das fast jede:r auswendig mitsingen kann. Wenn ihr mehr zum Fest erfahren wollt, lest gerne unseren Lucia-Artikel

Mehrere Menschen mit Weihnachtsmützen auf stehen vor einem Geschäft und spielen ihre Instrumente.
© Gunnbjorg Gunnarsdottir – Visit Norway

Ein weihnachtlicher Anblick

Lichterbögen in den Fenstern, Weihnachtsdeko in jedem Schaufenster, Weihnachtsbäume in den Innenstädten – zu sehen gibt es an Weihnachten jede Menge, das steht außer Frage. Aber gibt es auch etwas typisch Skandinavisches? Selbstverständlich. Um die dunklen Polarnächte etwas zu erhellen, haben sich die Finnen etwas ausgedacht. Die Rede ist von Eislichtern. Das sind Windlichter aus Eis, die in Finnland während der Wintermonate in vielen Vorgärten und am Wegesrand zu sehen sind. Diese Dekoidee ist ebenso schön wie simpel, denn man braucht lediglich Wasser, einen Eimer und eine Kerze. Und Minusgrade natürlich. Eine Kurzanleitung haben wir hier für euch..

Um ein Eislicht zu kreieren, füllt man einen Eimer mit Wasser – aber nicht ganz bis zum Rand, da sonst der Eimer brechen kann – und stellt diesen über Nacht ins Freie zum Gefrieren. Dabei benötigt man ein bisschen Zeitgefühl, damit das Wasser nicht komplett gefriert und zum Eisblock wird. Am besten stellt man den Eimer in Schnee, da dieser bekanntlich isoliert. So sollte am Boden des Eimers eine nicht allzu dicke Eisschicht entstehen, die man gut noch aufbrechen kann, um das Wasser in der Mitte des Eimers ablaufen zu lassen. In den Hohlraum stellt man nun noch eine Kerze und fertig ist das Eislicht. Hierbei kann man seiner Kreativität auch freien Lauf lassen und zusätzlich noch Tannenzweige, Beeren oder Blüten mit einfrieren.

Eine ausführlichere Anleitung findet ihr hier.

Ein lustiger Anblick bietet sich auch Reisenden, die Island zur Weihnachtszeit besuchen. Hier kann es nämlich gut sein, dass neben den Lichterbögen auch mal Schuhe in den Fenstern der Häuser stehen. Dieser kuriose Brauch hat mit den 13 Weihnachtsgesellen (jólasveinar) zu tun. Kinder stellen ihre Schuhe raus in der Hoffnung, dass die Gesellen ihnen ein kleines Geschenk darin verstecken. Das ist nicht ganz risikofrei, denn wenn ein Kind unartig war, kann es auch mal passieren, dass eine faulige Kartoffel im Schuh landet. 

Zwei kleine Kinderschuhe gefüllt mit kleinen Geschenken und Mandarinen stehen auf dem Fensterbrett neben einem Lichterbogen.

FanTASTische Weihnachtszeit

Bleibt zu guter Letzt noch der Tastsinn. Auch hierfür haben wir ein schönes skandinavisches Beispiel. Wie bei uns gehört auch für die Dänen ein Tannenbaum zur Weihnachtszeit und dieser wird reichlich geschmückt. Für einen traditionellen dänischen Weihnachtsbaum muss man zunächst ein wenig Papier in die Hand nehmen. Aus diesem bastelt man nämlich die klassischen Julehjerter, mit denen dann die grünen Zweige geschmückt werden. Die geflochtenen Weihnachtsherze aus Glanzpapier zieren so ziemlich jeden Tannenbaum in Dänemark. Angeblich stammt das allererste Weihnachtsherz von niemand geringerem als dem Märchenerzähler Hans Christian Andersen. In der ganz klassischen Variante sind sie rot und weiß und passen somit perfekt zur dänischen Flagge, die ebenfalls häufig als Girlande am Weihnachtsbaum hängt. 

Für alle, die nicht so bastelfreudig sind, haben wir noch eine andere Variante wie man die skandinavische Weihnachtszeit fühlen kann. Alle, die gerne einfach nur sitzen und schwitzen wollen, sollten nach Finnland reisen. Für sie ist Weihnachten nämlich nur komplett, wenn man vor dem Festessen nochmal einen Saunagang einbaut. Das sollte sich ganz einfach im Tagesablauf unterbringen lassen, immerhin hat fast jeder finnische Haushalt eine eigene Sauna.

Ein rot-weißes Papierherz steckt in einem kleinen Strauch von Tannenzweigen.

Text: Carla Geib