Laufabrauð und Weihnachtstrolle – Zur Weihnachtszeit in Island

Laufabrauð und Weihnachtstrolle – Zur Weihnachtszeit in Island

Wenn die Nächte länger werden und die Luft kühler, beginnt in Island eine ganz besondere Zeit: Jól! Das isländische Weihnachten hat jedoch eine etwas andere Bedeutung als bei uns zu Hause. Während wir in der Vorweihnachtszeit mit Lebkuchen und Adventskalendern die kalte Jahreszeit begrüßen, wird in Island gemeinsam Schneeflockenbrot gebacken und auf 13 Weihnachtsgesellen, die Jólasveinar, gewartet. Was es mit diesen isländischen Bräuchen auf sich hat, erfahrt ihr im folgenden Beitrag. 

Kleiner Junge kniet vor kleinen Holzhäusern

Was ist Laufabrauð?

Weihnachten hat für die Isländer eine besondere Bedeutung und wird auf der ganzen Insel jedes Jahr wieder ausgiebig mit der Großfamilie, einem prachtvollen Fest und Feuerwerken gefeiert. Und die Weihnachtszeit in Island ohne Laufabrauð, auch Schneeflockenbrot genannt, wäre unvorstellbar. Dieses Gebäck ist nicht nur zum Naschen in der Vorweihnachtszeit da, sondern vor allem, um sich als Familie an einem Tag im November oder Dezember zu treffen und gemeinsam beim Backen Zeit zu verbringen.

In liebevoller Sorgfalt werden die dünnen Teigfladen von Hand geformt und mit individuellen Mustern verziert, um sie dann in heißem Öl auszubacken. Dafür werden entweder besondere Eisen genutzt, sogenannte Laufabrauðsjárn, oder man verwendet ein Küchenmesser, um die Verzierungen einzeln in den Teig einzuritzen. 

Und so zaubern isländische Familien jedes Weihnachten wieder hauchdünne und knusprige Brotfladen mit kunstvollen Mustern, welche aussehen wie Schneeflocken und so zerbrechlich sind wie herbstliche Laubblätter – daher, übersetzt, der Name „Laubgebäck“. 

Grüne und violette Nordlichter über einer Bergkette in Island.
© Hörður Finnbogason – Visit North Iceland

Die Geschichte des Laubgebäcks

Ursprünglich stammte das Laufabrauð aus dem Norden Islands, wo es als Süßspeise für die Isländer:innen galt. Seit dem 19. Jahrhundert hat es sich aber auf der ganzen Insel als Festtags- und vor allem Weihnachtsgebäck verbreitet und ist aus der isländischen Tradition des Winters nicht mehr wegzudenken. Deshalb wurden in den letzten Jahrzehnten viele Hilfsmittel entwickelt, die das Backen und Verzieren vereinfachen. 

Doch in traditionellen Familien wird zusammen immer noch viel Zeit darin gesteckt, in geduldiger Feinarbeit ein individuelles Muster in jedes der Gebäcke zu schneiden. Dadurch wurden auch andere künstlerische Zweige in Island von der Technik inspiriert und heutzutage findet man in der Vorweihnachtszeit viele dekorative Gegenstände oder Tischdecken mit ähnlichen Mustern. So erschuf der Brauch dieses Gebäcks eine Verbindung zwischen Tradition, Weihnachten und natürlich der Familie selbst. 

Ein weihnachtlich geschmücktes Geschäft bei dem in einer Ecke Steine und Figuren der yule lads zu sehen sind.
© Visit North Iceland

Ein Laufabrauðrezept

Natürlich kann man sich das Backen solcher Weihnachtsbräuche leicht machen, indem man fertige Backmischungen oder sogar tiefgekühltes Laufabrauð im Supermarkt kauft. Doch um die typisch isländische Weihnachtszeit mit der Familie richtig zu genießen, ist es nur empfehlenswert, das Gebäck mal nach einem original isländischen Rezept auszuprobieren:

Zutaten:

500g Mehl
35 g weiche Butter
15 g Zucker
1 TL Backpulver
250 ml Milch
500 ml Pflanzenfett (z.B. Kokosfett)

Und so wird’s gemacht:

  • in einer Schüssel Butter, Backpulver und Mehl mischen
  • Zucker dazurühren und die erhitzte Milch beimischen
  • einen geschmeidigen Teig kneten und kurz auskühlen lassen
  • den Teig in 12-15 Portionen teilen (je weniger ihr macht, desto weniger dünn müsst sie werden)
  • jede Portion kreisförmig und möglichst dünn ausrollen (als Vorlage könnt ihr einen kleinen umgedrehten Teller oder eine Untertasse benutzen)
  • die Teigfladen mit Hilfe von dazwischen gelegtem Backpapier stapeln
  • mit einem scharfen Messer beliebig Muster in die Fladen ritzen und die entstandenen Ecken einklappen
  • in einem großen Topf oder einer Pfanne mit hohem Rand das Fett erhitzten, bis sich an einem Holzstäbchen Bläschen bilden, wenn man es hineintaucht
  • nun die Teigfladen einzeln darin goldbraun ausbacken
  • das Laufabrauð auf eine flache Oberfläche legen und das überschüssige Fett mit Küchenpapier absaugen (die Brote können mit einem Küchenbrettchen vorsichtig beschwert werden, damit sie ihre Form beibehalten)
  • zum abgekühlten Laufabrauð kann Schinken oder traditionelles geräuchertes Lamm gegessen werden oder als Snack mit Butter bestrichen genossen werden. Guten Appetit und gleðileg jól!

Weihnachten in Island – Die Weihnachtstrolle

Obwohl Laufabrauð ein wichtiger Bestandteil der isländischen Weihnachtskultur ist, gibt es noch viele weitere Bräuche, die sich in diesem nordischen Land durchgesetzt haben. Dazu zählt nicht nur ein traditioneller Tagesablauf an Heiligabend mit einem abendlichen Kirchenbesuch, ausgiebigen Weihnachtsdinner und Tanz und Musik.

Auch schon vor den Weihnachtstagen freuen sich die Kinder auf erste Geschenke. Genauer gesagt, 13 Nächte vor Weihnachten. Hier kommt der erste der 13 Weihnachtsgesellen, auch Jólasveinar genannt. 

Es wird gesagt, dass diese Weihnachtsmänner, wie man es von den Isländer:innen erwarten könnte, Trolle sind. Üblicherweise werden Trolle in Island als böse Ungeheuer gesehen, die sich um die unartigen Kinder kümmern sollen. Da solche Geschichten und Wesen in der isländischen Kultur sehr tief verwurzelt sind, spielen diese 13 Naturgeister selbst bei einem christlichen Fest wie Weihnachten eine Rolle und sollen ab dem 12. Dezember jeden Jahres nacheinander in den langen Winternächten in die Häuser der Leute schleichen. 

Dort stibitzen sie verschiedene Speisen von ungehorsamen Kindern und hinterlassen kleine Geschenke wie Obst oder hübsche Steine als Dank für das Essen. Erst nach Heiligabend verschwinden sie wieder, einer nach dem anderen, bis am 6. Januar, dem Dreikönigstag, alle wieder in ihre Höhlen in den Bergen verschwinden. Um die Weihnachtstrolle zu besänftigen, bauen manche Isländer:innen sogar kleine Holzhütten für jeden einzelnen, in denen sie gemütlich wohnen können.

Dabei hat jeder der Trolle eigene Vorlieben in dem, was er klaut und während der eine sich auf Magerquark spezialisiert hat, bevorzugt ein anderer Räucherwürste. 

Mit der Zeit haben sich die Isländer:innen vorgestellt, dass diese Trolle in roten Mänteln vor die Türen gehen und den artigen Kindern kleine Geschenke in die Schuhe legen, während unartige mit einer Kartoffel als Mitbringsel bestraft werden. Somit entwickelte sich die Tradition der 13 Weihnachtsmänner, und auch der Adventskalender isländischer Kinder richtet sich meist nach diesen 13 Tagen vor Weihnachten, in denen sie von den Weihnachtsgesellen in der Nacht besucht werden. 

© Marcin Kozaczek/Visit North Iceland

Text: Marla Luckszat