Verborgene Riesen – Das geheime Kopenhagen

Wenig kann ein Kind so sehr begeistern wie eine schöne Überraschung oder ein kleines Abenteuer. Dafür ist die dänische Hauptstadt genau der richtige Ort. Es gibt unzählige Sehenswürdigkeiten, Spielplätze und Vergnügungsmöglichkeiten in Kopenhagen, die in der Innenstadt für viel Spaß am Besichtigen und Erkunden sorgen. 

Doch es gibt eine große Besonderheit, die ihr in der Stadtumgebung nicht verpassen dürft, wenn eure Kinder Schatzsuchen und Entdeckerspiele lieben. Einfach zu erreichen, wenn ihr sie findet, und bei jedem Fund eine große Freude für die Kleinen sind „Six Forgotten Giants“ – die Sechs Vergessenen Riesen Kopenhagens.  

© Thomas Dambo/Daniel Rasmussen/thomasdambo.com

Wie kommen sechs Riesen in die Wälder Kopenhagens?

In den Wäldern und offenen Feldern der Westseite Kopenhagens lugen in der Ferne hölzerne Bauten zwischen den Baumstämmen hervor. Erst beim Näherkommen erkennt man: Es sind Kreaturen, riesige Gestalten, die gutmütig auf ihre Besucher:innen hinabblicken, während sie in ihre eigenen Gedanken vertieft scheinen. 

Sechs von ihnen findet man bei genauerer Suche und keiner gleicht dem anderen. Dabei erfüllt ein Teil von ihnen sogar eine nützliche Funktion. Thomas Dambo heißt der Mann, der den Riesen vor einigen Jahren Leben einhauchte. Lediglich altes und recyceltes Holz benutzte er, um Gestalten zu schaffen, die vollkommen an ihre Umgebung angepasst und in diese integriert sind. Während der eine Gigant auf einer großen Lichtung die Beine ausstreckt, stützt sich der nächste im dichten Nadelwald an den Baumstämmen ab. Thomas Dambo wollte jedoch allen Geschöpfen eine Bedeutung und einen Nutzen verleihen. Sie zeigen unseren möglichen Einklang mit der Natur, verletzliche Wesen, die möglichst abseits von der Zivilisation leben und sich aber über jeden neugierigen und friedlichen Gast freuen. 

Dambo entschied sich dafür, als Ausgangspunkt seiner Kunst und des Designs nur das Holz zu nehmen, welches ihm zu dem Zeitpunkt zur Verfügung stand sowie dem Standort, den er sich nach ein paar Ausflügen in Kopenhagens Wäldern ausgesucht hatte. Dadurch erhielt jeder Riese eine individuelle Persönlichkeit und Entstehungsgeschichte, die ihre Besucher:innen faszinieren.

Kinder können sich im Vorbeikommen an einer lustigen Kletter- und Spielmöglichkeit erfreuen und zusammen mit ihren Eltern auf weitere Riesensuche gehen. Für jeden in der Familie bieten diese Gestalten eine tolle Chance, sich in Dänemarks Hauptstadt auszutoben oder sich mit den inspirierenden Entstehungsgeschichten der einzelnen Giganten auseinanderzusetzen. 

© Thomas Dambo/thomasdambo.com

Wir stellen vor: Kopenhagens Giganten

Der Recycling-Künstler Dambo hat jeder seiner sechs Kreationen eine eigene Geschichte und eigenes Leben geschenkt. Dazu gehören natürlich auch ihre Namen, Funktionen und Tätigkeiten, da sie den Charakter der hölzernen Riesen ausmachen und ihnen den Anschein von Lebendigkeit geben.

Da gibt es zum Beispiel Little Tilde. Diese freundliche Kreatur guckt zwischen zwei Bäumen des Waldes von Vallensbæk westlich von Kopenhagen hervor und blickt mit verträumten Augen in die Ferne. Durch ihre großen Augen und den runden fellbedeckten Bauch scheint sie sehr vertrauenswürdig und friedlich. Doch die Wölbung in ihrem Oberkörper hat tatsächlich eine tiefere Bedeutung. Darin sind 28 Vogelhäuser versteckt, die den Schutz bedrohter Vogelarten unterstützen und ihnen ein Zuhause bieten sollen. Natürlich stört es Little Tilde aber auch nicht, wenn ihre kleinen Besucher auf ihr herumklettern. 

Ein Stückchen nördlicher findet ihr einen ihrer Gesellen in Albertslund. Thomas auf dem Berg wird er genannt, und tatsächlich: Gemütlich auf dem Rücken liegend und auf seine Unterarme gestützt blickt er von seiner Hügellichtung in die weite Ferne. Während er die schöne Aussicht auf den Kongsholm Park genießt, können seine Besucher:innen sich zu ihm gesellen und auf seinem Bauch oder den langen Beinen sitzend ebenfalls vom Berggipfel hinab auf die Landschaft blicken.

Unter einer Brücke eines Strandparks wohnt ein weiterer Riese. Thomas Dambo hat ihn Oskar getauft, Oskar unter der Brücke. Er besteht zu einem großen Teil aus dem Altholz einer Wassermühle in der Nähe von Kopenhagen. Mit schläfrigen Augen gähnt er in die Morgensonne und lugt aus seinem Versteck unter der Brücke hervor, wenn man ihn in Ishøj entdeckt. 

Einen weiteren verschlafenen Kollegen findet ihr auf einer kleinen Erhebung in Rødovre. Der Schlafende Louis genießt auf dem weichen Waldboden rund um die Uhr ein Nickerchen im Schatten. Von Kindern, die durch die Höhle in seinem Mund einen Blick in sein Inneres wagen, lässt er sich jedoch nicht stören. 

Der bärtige Teddy Friendly von Høje Taastrup ist ein sehr gutmütiger Riese und auch der Liebling von Dambo. Mit ausgestrecktem Arm hilft er jedem seiner Besucher:innen über einen kleinen Bach, der vom anliegenden See wegführt. So können alle großen und kleinen Wanderer den Bach trocken überqueren. Benannt wurde er nach einem freundlichen und fleißigen Mitarbeiter des Projekts, den Dambo für seine Unterstützung mit diesem Titel ehren wollte. 

Die letzte Gestalt dieser Sammlung, die ihr um Kopenhagen herum findet, ist die Riesin Tray Top Trine auf einem Hügel in Hvidovre. Während sie sich in der Mittagssonne sonnt, könnt ihr euch in ihre Handflächen setzen und mit ihr einen Blick auf die bezaubernde Landschaft vor euch werfen. 

© Thomas Dambo/thomasdambo.com

Auf geht’s nach Kopenhagen!

Obwohl Thomas Dambo sehr darauf geachtet hat, sich für seine Riesen verlassene und größtenteils unberührte Plätze auszusuchen, sind sie nicht schwer zu erreichen. Sowohl zu Fuß als auch mit Fahrrad kann man alle Six Forgotten Giants leicht besichtigen, sofern man sie aufspüren kann. Sie sind eine perfekte Abwechslung zum sonstigen Alltagsleben in Kopenhagen, welches ihr bei einer Reise in die dänische Hauptstadt kennenlernt. Der Kunst von Thomas Dambo auf der Spur könnt ihr seine Faszination für die Natur und die Wiederverwendung von Naturmaterialien nachempfinden und eine ganz neue Seite Kopenhagens erfahren. 

Natürlich sind überall digitale Karten oder Beschreibungen der genauen Standorte der Gestalten zu finden. Ihr könnt euch aber auch ein paar Stunden für einen Ausflug durch Kopenhagen und Umgebung nehmen, auf denen ihr mit etwas Glück nicht nur alle Riesen findet, sondern auch den Alltag außerhalb des Stadtcenters entdecken und die schöne Landschaft oder kleinere Orte rund um die Hauptstadt erkunden und genießen könnt.

Doch die Six Forgotten Giants sind nicht die einzigen Projekte, die der Künstler in der Nähe von Kopenhagen beendet hat. Ähnliche Kreaturen wie Trolle und Giganten hat er aus Altholz geschaffen und ihnen für kleine Passanten spaßige Funktionen zum Spielen gegeben. 

In ganz Dänemark sind seine Kunstwerke verteilt, allesamt auf dynamische und artistische Weise mit ihrer Umgebung im Einklang, die es schaffen, jeden ihrer Besucher:innen zu faszinieren und inspirieren.