Von der Liebe zur Kunst: Die Serlachius Museen im finnischen Mänttä

Von der Liebe zur Kunst: Die Serlachius Museen im finnischen Mänttä

Mitten in der herrlichen finnischen Seenlandschaft liegen die Serlachius Museen, eine der größten privaten Kunstsammlungen der nordischen Länder. Hier finden in einer ehemaligen Papierfabrik wechselnde Ausstellungen statt: Mit alten europäischen Meistern, Kunst der „goldenen finnischen Jahre“ und modernen und zeitgenössischen Werken. 2015 wurde der kulturelle Hotspot im kleinen Städtchen Mänttä nördlich von Tampere sogar zum Museum des Jahres in Finnland gewählt. Allein der 2014 fertiggestellte Pavillon ist ein echtes architektonisches Highlight und lohnt einen Besuch!

Museum von außen
Das Museum Gustaf

Der finnischen Geschichte auf der Spur

Wer sich intensiver mit finnischer Geschichte beschäftigen möchte, ist hier genau richtig. Neben den Anfängen der Papierindustrie werden auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte Finnlands beleuchtet. Und: Die Themen sind für Kinder gut verständlich und spielerisch aufbereitet. Ansonsten können die Kleinen im Park herumtollen, sich Fahrräder leihen oder mit der Familie eine Bootsfahrt unternehmen. 

Die Serlachius Museen in Finnland
Ausstellungsansicht

Wie die Kunst nach Mänttä kam

Den Grundstein für den wirtschaftlichen Aufstieg der abgelegenen Gegend mitten im finnischen Seengebiet legte Gustaf Adolf Serlachius, als er 1868 an der Stromschnelle Mäntänkoski eine Holzschleiferei errichten ließ. Mit der Gründung seiner Papierfabrik trug Serlachius nicht nur zur Erschließung der Gegend bei. Er setzte sich auch für die Förderung von Bildung und finnischer Kultur ein.

Die Serlachius Museen in Finnland
Fahrradverleih an den Serlachius Museen

Gösta Serlachius führte das künstlerische Erbe fort

Mit seinem Neffen Gösta Serlachius verband ihn der Mut zu wirtschaftlichen Innovationen und die Liebe zur Kunst. Unter Göstas Leitung entwickelte sich die G. A. Serlachius Oy zu einem der erfolgreichsten Papierunternehmen Finnlands. Wie sein Onkel zeichnete er sich durch ein hohes gesellschaftliches Engagement aus und wuchs mit der Zeit zu einem bedeutenden Kunstmäzen heran. 1933 schenkte er seine mittlerweile mehr als 10 000 Werke umfassende Sammlung der zeitgleich gegründeten Gösta-Serlachius-Kunststiftung. Ein neues Museum sollte entstehen. Ein Traum, der allerdings erst 80 Jahre nach seinem Tod verwirklicht wurde.

Die Serlachius Museen in Finnland
Schaukeln im Park

Breites Ausstellungsspektrum und aktive Kulturarbeit

Seit den 1980er Jahren fungiert der ehemalige Gutshof als Ausstellungsfläche. Mit Künstlern wie Albert Edelfelt, Helene Schjerfbeck und Walter Runeberg werden hier im Museum Gösta die sogenannten „Goldenen Jahre“ finnischer Kunst (1880-1910) präsentiert. Bedeutende Vertreter des 20. Jahrhunderts sind Juho Rissanen, Tyko Sallinen oder Jussi Mäntynen, um nur einige zu nennen. Auch alte europäische Kunst aus dem 15.-19. Jahrhundert, insbesondere aus den Niederlanden, Italien, Spanien und Frankreich, kann hier bestaunt werden. Im ehemaligen Hauptsitz der Firma, dem sogenannten „Weißen Haus“, ein im funktionalistischen Stil gehaltenes, prachtvolles Gebäude, das mittlerweile Museum Gustaf genannt wird, ist die Geschichte der Forstindustrie und die der Familie Serlachius spannend aufbereitet. Lesungen, Konzerte und wechselnde Themenabende versprechen ein abwechslungsreiches Kulturprogramm.

Pavillon aus Holz mit grüner Wiese im Vordergrund
Der moderne Pavillon

Der Erweiterungsbau, ein moderner Pavillon

Mit der Ausschreibung eines internationalen Architekturwettbewerbs 2010 wurde Gösta Serlachius Traum eines neuen Museumsbaus endlich Wirklichkeit. Den Zuschlag bekam das spanische Architekturbüro MX-SI aus Barcelona, das drei Ausstellungsräume mit einer kunstvollen Fassade aus Glas und Holz entwarf, die über einen Korridor mit dem alten Backsteingebäude verbunden sind. Die schlanken Holzrahmen werden durchbrochen von hohen Verglasungen, in denen sich die umliegende Wald- und Wasserlandschaft malerisch spiegelt und die Grenze zwischen Natur und Architektur verschwimmen lässt. Neben dem Ausstellungsbereich gibt es einen Festsaal, einen Museumsshop und das Museumsrestaurant.

Holzfassade mit breiten Ausschnitten und Blick auf dahinterliegendes Haus
Die Fassade des Pavillons

Der Geschmack des Waldes

Auch kulinarisch haben die Serlachius Museen einiges zu bieten. Das Museumsrestaurant im Pavillon zählt nicht ohne Grund zu den Besten Europas. Je nach Saison werden hier lokale Köstlichkeiten angeboten. Gern auch mit einer Prise Wald zubereitet. Also: Lasst euch überraschen!

Im Museumsrestaurant

Die Serlachius Museen könnt ihr auf einer unserer Reisen erkunden!

Text: Nina Lenze