Kräftskiva – Das schwedische Krebsfest

Kräftskiva – Das schwedische Krebsfest

Die Tage werden wieder kürzer, der Sommer neigt sich allmählich dem Ende zu. Für die meisten eigentlich kein Grund zum Feiern. Nur in Schweden werden die Partyhüte aus den Regalen geholt. Der August leitet nämlich die Zeit der kräftskivor (Singular = kräftskiva) ein. Diese „Krebsfeste“ haben eine langjährige Tradition in Schweden und sind ein kunterbuntes Erlebnis.

Eine Freundesgruppe sitzt in der Dämmerung auf der geschmückten Terrasse und feiert gemeinsam.
© Anna Hållams – imagebank.sweden.se

Wieso ausgerechnet August? 

Die kräftskiva ist eine kulinarische Tradition aus dem 19. Jahrhundert. Damals gab es strikte Gesetze zum Krebsfischen. Um den lokalen Bestand nicht zu gefährden, war der Fang von November bis August verboten. Am Tag nach dem ersten oder zweiten Mittwoch im August – die Aussagen hierzu sind nicht ganz eindeutig – wurde mit der kräftskiva endlich die lang ersehnte Krebsfangsaison eingeläutet. Drei Monate lang durften die beliebten Meerestiere dann gefangen werden. Obwohl dieses Gesetz bereits 1994 aufgehoben wurde, finden auch heute noch die ersten Feste Anfang August statt. Heutzutage feiert man mit der kräftskiva jedoch vielmehr das Ende des Sommers als den Beginn der Krebsfangsaison. Mittlerweile stammt auch nur noch ein geringer Anteil der Krebse für die Feierlichkeiten aus dem schwedischen Bestand. Da die lokalen Exemplare zu teuer sind, wird der Großteil der Tiere aus den USA oder China importiert. 

Ein kleines Ruderboot mit drei menschen an Bord gleitet über einen See in der Dämmerung.
© Björn Tesch – imagebank.sweden.se

Sommer im Norden

Auf unserer dreiwöchigen Rundreise führen wir euch zu wahrhaft märchenhaften Orten. Ihr erlebt unter anderem die Heimat des dänischen Märchenautors H.C. Andersen wie auch das idyllische Südschweden, das man aus den Kinderbüchern von Astrid Lindgren kennt.

Der Star der Feier

Wörtlich übersetzt, bedeutet kräftskiva „Krebstafel“, was auf den mit Krebsen und anderen Leckereien vollgedeckten Tisch verweist. Wie der Name bereits verrät, stehen im Mittelpunkt der Feier die kleinen Schalentiere. Diese werden in Salzwasser mit reichlich Dill gekocht. Bei manchen Rezepten wandert zusätzlich noch eine Flasche Bier mit in den Kochtopf. Anschließend werden sie zu anschaulichen Bergen aufgetürmt und bilden den Mittelpunkt des smörgåsbord, also dem Buffet. 

Ihre typisch rötliche Färbung erhalten die Krebse erst beim Kochen. Vorher sind die Meerestiere braun. So sind sie am Meeresboden besser getarnt.

Ein Teller mit Krebsen, Crackern, einer Quiche und einem Dip.

Gegessen werden die Krebse kalt. An das begehrte Krebsfleisch zu gelangen, ist tatsächlich eine richtige Herausforderung. Wer zum ersten Mal zu einer kräftskiva eingeladen wird, sollte daher etwas Geduld mitbringen. Am besten fragt ihr eure schwedischen Tischnachbar:innen um Hilfe, die wachsen immerhin mit der Tradition auf. Wichtig ist, nicht den Mut zu verlieren, wenn es noch etwas länger dauert als bei den anderen. Übung macht bekanntlich den Meister. 

Eine Schale voller roter Krebse steht auf einem gedeckten Tisch.
© Anna Hållams – imagebank.sweden.se

Unterwegs in Schweden

Auf unserer Familienreise durch Südschweden erlebt ihr eine tolle Mischung aus sandigen Stränden, idyllischen Kleinstädten und natürlich jeder Menge Natur. Eure Route verschlägt euch zudem zu tollen Küstenregionen, wo ihr eure ganz persönliche kräftskiva feiern könnt.

Was gehört zu einer kräftskiva

Zu einer erfolgreichen Krebsfeier gehört jedoch mehr als nur die richtige Hauptspeise. Ganz wichtig ist auch das entsprechende Dekor: dazu gehören unter anderem bunte Lampions, Girlanden und jede Menge Krebsdeko. Die Gäste selbst tragen farbenfrohe Hüte und Papierlätzchen, selbstverständlich ebenfalls mit dem beliebten Krebsmotiv. Ziel der Feier ist es, eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen und sich dabei nicht allzu ernst zu nehmen. Kein Wunder, dass die kräftskiva eines der beliebtesten Feste in Schweden ist. Es erinnert ein bisschen an Midsommar, findet jedoch in kleinerem Kreis statt. Wenn das Wetter es zulässt, feiert man am liebsten unter freiem Himmel. Das Motto „Ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied“ wird dabei sehr ernst genommen wird und so herrscht auf den Festen meist eine sehr ausgelassene Stimmung. Wann immer ein Schnaps getrunken wird, singt der ganze Tisch ein sogenanntes snapsvisa, also ein kurzes Trinklied. Das bekannteste unter ihnen ist „Helan går“.

Männer und Frauen in mit bunten Partyhüten und Lätzchen sitzen um eine Tafel bei einer Krebsfeier.
© Anna Hållams – imagebank.sweden.se

Text: Carla Geib