Wenn wir von einer Reise nach Schweden träumen, haben wir oft das gleiche Bild vor Augen: weite, unberührte Natur, glitzernde Seen und natürlich die kleinen roten Holzhäusschen. Schwedenhäuser, wie sie häufig in der Umgangssprache genannt werden, sind das Inbild von (ländlicher) Idylle und ziehen uns immer wieder in den Norden. Aber wieso gibt es eigentlich so viele gleichfarbige Häuser? Woher stammt die Farbe? Und wieso ausgerechnet rot und nicht gelb, blau oder kunterbunt? Die Antworten hierauf findet ihr im folgenden Artikel.
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Nicht irgendein rot
Rubinrot, Zinnoberrot, Erdbeerrot… die Liste an Rottönen ist schier endlos und doch denken wir direkt an einen ganz bestimmten Ton, wenn wir an Schweden denken. Die beliebte Farbe, die man an fast jeder Hausfassade sieht, heißt Falunrot (oder Schwedenrot). Der Name verweist auf den Herkunftsort der Farbe, nämlich die Stadt Falun in der schwedischen Provinz Dalarna. Die dortige Kupfermine war einst die größte in Europa und ist gleichzeitig der Geburtsort des beliebten Rottons. Falunrot ist keine chemische Farbe, sondern entsteht aus der Natur. Das Pigment, das für die Herstellung des Farbtons benötigt wird, entsteht aus dem Abraum des Kupferbergbaus. Grundlage hierfür ist ein Eisenoxid, das erst ausgewaschen, dann getrocknet und schließlich gebrannt wird. Erst im Verbrennungsofen entsteht die typisch rote Färbung. Anschließend wird das trockene Pigment gemahlen und mit Wasser, Mehl und Leinöl gemischt und somit zu einer streichbaren Farbe verarbeitet. Obwohl die Mine bereits 1992 geschlossen wurde, wird die traditionelle Farbe weiterhin in großen Mengen in Falun hergestellt. Die Vorräte an Abfallmaterial sind jedoch nicht endlos und reichen vermutlich nur noch für die nächsten 80 – 100 Jahre.
Aus demselben Pigment lassen sich auch Grau, Schwarz oder Hellrot herstellen. Welche Farbe entsteht, ist abhängig von der Brenntemperatur. Je heißer der Ofen, desto dunkler der Farbton.
Reise ins Bilderbuchschweden
Mit seinen endlosen Wäldern, den glitzernden Seen und den roten Holzhäusern ist Småland ein Inbegriff der schwedischen Idylle. Auf unserer Tour durch Südschweden erlebt ihr die Highlights der Provinz und könnt euch auf eine Mischung aus ruhiger Natur und gemütlichen Kleinstädten freuen.
Entwicklung der roten Häuser
Nachdem wir das „wie“ nun beantwortet haben, bleibt noch die Frage nach dem „wieso“. Wieso hat sich Falunrot anschließend im ganzen Land durchgesetzt? Bereits seit dem 16. Jahrhundert erfreut sich die Farbe als Außenanstrich in Schweden großer Beliebtheit. Damals erinnerte das Rot an die Backsteinfassaden der wohlhabenderen Bevölkerungsgruppen aus Mitteleuropa. Rote Häuser gewannen demnach zunächst in ihrer Funktion als Statussymbol an Beliebtheit. Als man gegen Ende des 18. Jahrhunderts schließlich mit der industriellen Herstellung der Farbe begann, wurde diese einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich.
Der endgültige „Durchbruch“ zur Nationalfarbe erfolgte aber erst ein ganzes Jahrhundert später. Um die Wohnsituation in den überfüllten Städten zu verbessern, versprach ein neues Gesetz zu Beginn des 20. Jahrhunderts finanzielle Hilfe für alle, die ein Eigenheim auf dem Land bauten. Diese Häuser wurden meistens rot gestrichen. Falunrot breitete sich somit allmählich übers Land aus und wurde zunehmend zur Nationalfarbe Schwedens. Während die Farbe nun keinesfalls mehr als Statussymbol gesehen wurde, hatte sie dennoch große Vorteile für Hausbesitzer. Das Holz hielt wesentlich länger, wenn es gestrichen war und war somit witterungsbeständiger. Außerdem ließ die Farbe das Holz atmen und wurde im Alter nicht rissig.
Stadt, Land, See
Eure Reise beginnt im Schärengarten vor Stockholm und führt euch entlang Schwedens größter Seen bis zur Westküste nach Göteborg. Euch erwarten unberührte Natur, aufregende Großstädte und jede Menge Urlaubsidylle.
Typisch schwedisch
Besonders in der Nationalromantik verankerte sich die rote Farbe im Bewusstsein vieler Schweden. Die Nationalromantik wird als unmittelbare Reaktion auf die fortschreitende Modernisierung und Industrialisierung verstanden. Mit dem raschen Wachstum der Städte stieg die Sehnsucht nach dem alten „einfachen“ Leben in der Natur, weg von der Stadt. In der Malerei wurde diese Sehnsucht häufig im Symbol des roten Bauernhofs auf dem Lande widergespiegelt. Der schwedische Künstler Carl Larsson trug mit seinen Werken zusätzlich zum Traum vom roten Eigenheim auf dem Land bei. Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens war der eigene Hof „Lilla Hyttnäs“ (kleine Hütte) auf dem er gemeinsam mit seiner Frau Karin die sieben Kinder großzog. Das Ehepaar Larsson gilt als Begründer des „typisch schwedischen“ Wohnstils, wie wir ihn heute kennen. Ihr Haus ist originalgetreu gehalten und heute ein beliebtes Familienmuseum.
Text: Carla Geib