Sola: Ein historisches Juwel Südnorwegens

Sola: Ein historisches Juwel Südnorwegens
© Henrik Susort/visitnorway.de

Weite weiße Dünen, ein abendlicher Windhauch, das rauschende Meer vor sich und ein goldener Sommersonnenuntergang am Horizont. Ein so traumhafter Tagesabschluss ist im Südwesten Norwegens kein Wunschdenken mehr, sondern kann in der Region von Sola für jede:n Besucher:in zur Wirklichkeit werden. Neben einer landschaftlich idyllischen Gegend ist Sola als kleine Kommune südlich von Stavanger jedoch vor allem reich an jahrtausendealter Geschichte, Kultur und sagenumwobenen Ausgrabungen. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Steinsetzungen aus der Bronze- und Eisenzeit, um welche es im folgenden Beitrag geht.

© Kari Møyner/visitoslo.com

Die Geschichte norwegischer Steinsetzungen

In Norwegen wurden bisher etwa 150 steinerne Grabmarkierungen, sogenannte Steinsetzungen, gefunden. Fünf von ihnen findet man im Südwesten des Landes, in Sola. Sie werden jährlich von hunderten von Reisenden besucht, die ihre Geschichte kennenlernen wollen. 

Steinsetzungen bestehen aus mehreren mannshohen aufrecht stehenden Steinblöcken, die in größeren Abständen zueinander auf dem Boden geometrische Formen mit etwa acht Meter Länge bilden. Das können Kreise, Sterne, Vierecke oder Dreiecke sein. 

In Sola stehen sie seit der Bronzezeit (1800 – 530 v. Chr.) in dreieckiger Anordnung auf Waldlichtungen oder Feldern und tragen die Vergangenheit der damals lebenden Völker bis heute mit sich. Seit Hunderten von Jahren werfen Entdeckungen wie diese aber Fragen bei Forschern und Anwohnern auf. Wer hat sie aufgebaut? Wozu dienten sie damals? Können sie uns Antworten auf die Frage nach Bräuchen und Ritualen der Völker liefern?

Was man bis jetzt weiß, ist, dass manche Steinsetzungen als Grabstätten genutzt wurden. Dabei wurde unterschieden in Grabbauten für Frauen und Männer. Während für Frauen ausschließlich runde Anordnungen genutzt wurden, waren für Gräber von Männern Vierecke oder Dreiecke üblich. Darum vermutet man, dass die Gräber in Sola für männliche Bewohner errichtet wurden. Dazu fand man häufig Holzkohle und menschliche Knochen in den Gräbern. 

Viel mehr konnte man bisher nicht herausfinden, dafür sind die Steine und Einkerbungen in ihnen zu alt und abgetragen. Es ranken sich jedoch verschiedenste Legenden um die Gräber: von Theorien über ihre symbolischen Darstellungen der Mythologie bis hin zu ihrer astronomischen Funktion zur Sonnenmessung.

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Sola erleben

Auf dieser dreiwöchigen Reise erwarten euch nicht nur alle Highlights, die Südnorwegen zu bieten hat, wie Gletscher, Fjorde und aufregende Städte wie Stavanger und Oslo. Ihr habt auch Zeit für einen Tagesausflug nach Sola, wo ihr der Geschichte Norwegens auf die Spur gehen könnt.

Die Grabhügel von Ræge

Nur wenige Kilometer von Sola entfernt, auf einem Hügel im Städtchen Ræge, findet man die größten archäologischen Funde der Bronzezeit in Form von drei Grabhügeln, welche vor Ort jeder eine eigene Geschichte über die Beerdigten und ihre Mitmenschen erzählen. Bei diesen Grabstätten war es möglich, durch die Funde von Schmuckstücken und Knochen festzustellen, dass es sich dabei um Gräber von einer Frau aus einer Häuptlingsfamilie sowie zwei anderen Männern handelt. 

Sie alle wurden im heutigen Ræge mit beigelegten wertvollen Besitztümern begraben, welche nun im archäologischen Museum von Stavanger zu sehen sind. Die Gräber selbst sind jedoch größtenteils restauriert, wodurch man zwei der mit Ton verkleideten Grabhügel, die sogenannten Rægehaugene, bei einem Besuch in Ræge betreten und in die Welt der Mythen und Legenden um diese Völker eintauchen kann.

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Domsteinene – Das Stonehenge Norwegens

Auf der Lichtung eines kleinen Waldes bei Sola steht ein besonderes Exemplar solcher Steinsetzungen: Die Domsteinene. Sie stammen aus der Eisenzeit (500 v. Chr. – 550 n. Chr.) und gelten als das charakteristischste Radgrab Skandinaviens, sogar das einzige in ganz Norwegen. Über 250 Jahre lang wurde dieser Steinkreis untersucht und nach seiner konkreten Funktion geforscht. Bisher leider ohne eindeutige Erkenntnisse. 

Die Domsteinene bestehen aus einer großen rechteckigen Steinfläche, welche auf einer Erhebung aus kleineren Quadern liegt. Es wird vermutet, dass dieser früher einmal als Altar für Opfergaben benutzt wurde. Um ihn herum liegen kleinere runde Steine in einem engeren und einem größeren Kreis, welche durch strahlenförmig angeordnete Rundsteine miteinander verbunden sind.

In der Forschung wird allgemein angenommen, dass solche Steinkreise als Begräbnisstätten verwendet wurden, doch Domsteinene sind eine Ausnahme: Es wurde dort nie ein Grab gefunden. Auch der mittige Altar lässt auf andere Funktionen, möglicherweise als Ritualstätte oder Sonnenaltar, schließen. Auch der Name „Domsteinene“, übersetzt „Gerichtssteine“, lässt annehmen, dass sie als Beratungs- oder auch Opferstelle gebraucht wurden.

Seit dem 17. Jahrhundert wurden zwar große Teile der steinernen Anordnung entfernt und für den Bau von Häusern und Gärten wiedergenutzt, doch vor wenigen Jahren wurde begonnen, diese Steine zu suchen und an ihren Platz zurückzulegen, um diese Ausgrabung zu vervollständigen. Dadurch erhielt der Ort den Beinamen „Das Stonehenge Norwegens“. 

Wegen vieler Vermutungen über die ursprüngliche Bedeutung der Stätte haben die Domsteinene bei den Norweger:innen eine hohe Wichtigkeit erhalten und werden von den Anwohner:innen Solas als eindrucksvoller und sehenswerter Fund gesehen.


© Liv Kristina Jehl/visitnorway.de

Text: Marla Luckszat