Die Zimtschnecke – ein schwedischer Klassiker

Die Zimtschnecke – ein schwedischer Klassiker

„Unser größtes Problem war ein Tag ohne Zimtschnecke.“ Dieses süße Reisefeedback einer Familie, die wir diesen Sommer ins schöne Schweden schicken durften, hat uns alle zum Schmunzeln gebracht. Und wir haben vollstes Verständnis, denn ein Tag ohne Zimtschnecke ist ein verlorener Tag. Von dieser Rückmeldung inspiriert, haben wir entschlossen, der ikonischen Backware einen eigenen Artikel zu widmen. 

Ein kleines blondes Kind hält eine Zimtschnecke in den Händen und hat einen freudigen Gesichtsausdruck.
© Susanne Walström/imagebank.sweden.se

Die Geschichte der Zimtschnecke

Die Zimtschnecke ist das beliebteste Gebäck in Schweden und ein wichtiger Bestandteil der Fika-Kultur. Zur Fika gehört in der Regel ein warmes Getränk, ein Snack (süß oder salzig) und gute Gesellschaft. Die Auswahl an Backwaren ist groß, doch die wohl typischste Fika-Kombination ist eine Tasse Kaffee und eine Zimtschnecke. Im Schwedischen heißen die süßen Teilchen übrigens kanelbullar (kanelbulle im Singular). Ihr Name setzt sich aus den Begriffen kanel=Zimt und bulle=Schnecke/Hefeteilchen zusammen. Heute gehören Zimtschnecken zu jedem Schwedenurlaub und sind das Symbol schlechthin für die schwedische Backkunst. Dabei sind die beliebten Schnecken noch gar nicht so alt. Sie entstanden erstmals nach dem Ende des 1. Weltkrieges, als Backzutaten wie Butter, Zucker und Zimt allmählich leichter zugänglich wurden. Da diese Produkte anfangs jedoch noch recht teuer waren, wurden Zimtschnecken erst im Laufe der 50er Jahre ein fester Bestandteil der Backkultur.

Drei Zimtschnecken und eine Tasse Kaffee stehen auf einem grünen Holztisch.
© Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

Schweden ruft

Auf dieser Rundreise erwartet euch das pure Schweden. Unterwegs erlebt ihr die Westküste, die schier endlosen Wälder sowie die blauen Seen und habt sicher mehr als einmal die Gelegenheit, eine frisch gebackene Zimtschnecke zu kosten.

Der Zimtschneckentag

Wie beliebt die süßen Hefeteilchen sind, merkt man spätestens daran, dass sie einen eigenen „Feiertag“ haben. Am 4. Oktober feiert man in Schweden den Kanelbullens dag, also den Tag der Zimtschnecke. Der Tag wurde 1999 von dem Hembakningsråd ins Leben gerufen, einem Zusammenschluss verschiedener schwedischer Backzutatenhersteller. Dahinter steckte die Idee, an die Tradition des zuhause Backens zu erinnern sowie gezielt auf die beliebte Backware aufmerksam zu machen. Man wählte bewusst einen Tag Anfang Oktober, um anderen kulinarischen Traditionen nicht in die Quere zu kommen. In Schweden gibt es nämlich mehrere Tage, die dem Essen gewidmet sind, wie zum Beispiel der Waffeltag am 25. März oder der Tag der Kötbullar am 23. August.

Wenn man den Zahlen glauben darf, dann werden am 4. Oktober rund 7 Millionen Zimtschnecken in schwedischen Cafés und Supermärkten verkauft. Ganz schön beeindruckend für ein Land mit gerade einmal 10 Millionen Einwohner:innen. Hinzu kommen noch die Schnecken, die in den eigenen vier Wänden gebacken werden. Vor allem die jüngere Bevölkerung trägt zu diesen beeindruckenden Zahlen bei. Sie lassen sich an dem Tag nämlich gerne auch mal zwei oder mehr Schnecken schmecken. 

Eine Zimtschnecke und eine Tasse Kaffee stehen auf einem Holztisch. Dahinter steht ein volles Glas mit weiteren Zimtschnecken und zwei Backbücher.

Café Empfehlung

Wie genau feiert man den Kanelbullens Tag aber nun? Die Antwort liegt auf der Hand: indem man sich eine (oder mehrere) Zimtschnecke(n) gönnt. Ob man diese nun in einem der zahlreichen Cafés kauft oder sie selbst backt ist dabei eher nebensächlich. 

Einen besonderen Café Tipp für Göteborg wollen wir euch noch mitgeben. Das Café Husaren ist ein Klassiker der westschwedischen Metropole. Hier findet ihr neben zahlreichen anderen Leckereien die vermeintlich größte Zimtschnecke der Welt. Sie ist nach dem ältesten Stadtteil Göteborgs benannt und heißt Hagabulle. Weitere Café Empfehlungen für Göteborg und Stockholm findet ihr auf der Webseite von Visit Sweden

Das Schaufenster des Café Husaren in Göteborg von außen fotografiert.
© Tina Stafrén/imagebank.sweden.se

Ins Land der Zimtschnecken

Unsere Familienreise führt euch zunächst in die schwedische Hauptstadt, wo ihr reichlich Zeit habt, um in den Stockholmer Gassen ein paar Cafés auszutesten. Die zweite Hälfte eures Urlaubs verbringt ihr auf einer Insel in den Schären und lernt bei einem Zimtschneckenworkshop, wie ihr die Hefeteilchen selbst zuhause nachbacken könnt.

Wie gelingt die perfekte bulle?

Sich im Schwedenurlaub eine buttrig-zimtige Schnecke im Café zu gönnen ist eine Sache. Die kleinen Teilchen zuhause selbst nachzubacken ist eine ganz andere Geschichte. An sich ist die Zubereitung von Zimtschnecken kein Hexenwerk. Die Vielzahl an Rezepten sowie die endlosen Listen an Tipps, Tricks, Dos und vor allem Don‘ts können allerdings ein wenig überwältigend sein. Am schönsten wäre es doch, wenn man direkt vom Profi lernen könnte. Das ist auf der Insel Vaxholm im schwedischen Schärengarten gar kein Problem. Hier betreibt Linda Wahlström ihr Bed & Breakfast und führt mit ihrem Kanelbulls-Workshop regelmäßig Gäste in die Kunst des Zimtschneckenbackens ein. Die Autorin Victoria Reim berichtet in ihrem NORR-Artikel von ihrem Nachmittag in Lindas Küche und verrät, was das Geheimnis der perfekten bulle ist. 

Eine dunkelhaarige Frau setzt die geknoteten Zimtschnecken auf das Backblech.
© Jesper Wahlström – Vaxholms Bed & Breakfast

Zimtschneckenrezept

Für alle, die einen Kurzurlaub auf Vaxholm nicht mal eben in ihrem Zeitplan unterbringen können, haben wir hier ein original schwedisches Rezept mit einer Schritt für Schritt Anleitung. Viel Spaß beim Backen und vor allem beim anschließenden Naschen!

Für den Teig benötigt ihr folgende Zutaten:

150g Butter
500ml Milch
1,3 kg Weizenmehl
einen Würfel frische Hefe
½ Teeleöffel Salz
100-150 ml Zucker
1 ½ TL Kardamomkerne oder 2 TL frisch gemahlenen Kardamom (frisch gemahlen schmeckt natürlich am besten; man kann den Kardamom auch ganz weglassen, wenn man das nicht mag)

Für die Füllung braucht ihr:

100g Butter
100g Zucker
2 TL Zimt
*Wahlweise 2-3 Äpfel – je nach Größe & Anzahl der Zimtschnecken, die man mit Äpfeln füllen will

Und so gelingen die Zimtschnecken:

  • Die Butter in einem Topf schmelzen.
  • Die Milch dazu geben bis die Mischung handwarm ist. Aufpassen, das kann ziemlich schnell gehen!
  • Den Hefewürfel in einem Teil der Butter-Milch-Mischung auflösen. 
    Achtung: die Mischung darf wirklich nicht viel wärmer als handwarm sein, da die Hitze die Hefe sterben lässt.
  • Wenn die Hefe aufgelöst ist, den Zucker, Salz, gemahlenen Kardamom und die restliche Butter-Milch-Mischung hinzufügen.
  • Nach und nach 1 kg Mehl dazugeben, bis der Teig sich gut vom Rand löst.
  • Das kann man in einer Küchenmaschine machen, das Handrührgerät nehmen oder wie meine schwedische Gastmutter den Teig in einer großen Schüssel mit einem Holzlöffel rühren und später mit der Hand kneten.
  • Den fertigen Teig mit Mehl bestäuben, einem feuchten Tuch abdecken und gehen lassen, bis er sich verdoppelt hat. Am besten stellt man den Teig an einen warmen Ort, wo es nicht zieht.
  • Alternativ kann man den Teig auch über Nacht im Kühlschrank gehen lassen, wenn man früh morgens frische Zimtschnecken backen will.

  • Die Butter mit dem Zucker und Zimt mischen, die Äpfel schälen und in kleine und vor allem flache Stücke schneiden.
  • Aus dem gegangenen Teig die Luft rausboxen und den Teig in 2 Hälften teilen. Beide Hälften nochmal richtig durchkneten (damit die Luft entweicht) und anschließend zu einem Rechteck ausrollen. Der Teig sollte möglichst dünn ausgerollt sein, aber nicht reißen.
  • Das Rechteck mit der Zucker/Zimt Mischung bestreichen und wahlweise auf den unteren Teil die Äpfel legen. Vorsichtig aufrollen und in Scheiben schneiden.
  • Die Scheiben nicht zu eng auf ein Backblech legen. Entweder mit der Schnittfläche nach unten oder auf die schmale Seite. (Die Zimtschnecken mit Apfel immer auf die Schnittseite legen, da sie zu schwer sind!)
  • Danach wieder abgedeckt gehen lassen, bis sie etwas aufgegangen sind.
  • Die auf der Seite liegenden Zimtschnecken kann man vor dem Backen mit einem schmalen Löffelstiel o. ä. vorsichtig eindrücken, damit sie seitlich aufgehen.
  • Die Zimtschnecken bei 200 Grad backen bis sie etwas gebräunt sind. Tipp: nicht mit Umluft sondern mit Ober- und Unterhitze backen. Auf diese Weise trocknen sie weniger aus.
  • Wenn man nicht alle auf einmal isst, kann man sie auch prima einfrieren und ruckzuck auftauen.

Text: Carla Geib & Corinna Windisch