Mehr als nur Schwitzen: Die finnische Sauna

Mehr als nur Schwitzen: Die finnische Sauna

Ob in einer kleinen Mietwohnung, im Ferienhaus am See, im öffentlichen Schwimmbad oder auf dem Boot: Die Sauna gehört zur finnischen Lebenskultur dazu wie kaum ein anderer Aspekt. Etwa 3 Millionen Saunen gibt es im Land, und das bei nur 5,4 Millionen Einwohnern! Vor nicht allzu langer Zeit wurden hier sogar die Babys geboren, da es der sauberste und wärmste Raum im ganzen Haus war. Finnischen Kindern wird die Liebe zum Schwitzen quasi mit in die Wiege gelegt. Vor traditionellen Festen wie Weihnachten oder Mittsommer gilt ein gemeinsamer Saunabesuch als obligatorischer Auftakt für die anstehenden Feierlichkeiten. Kein Wunder also, dass der finnische Begriff Sauna in alle Welt getragen wurde und bis heute alternativlos ist.

Balsam für Körper und Geist

Seit ca. 1500 Jahren gibt es die Tradition mit dem heißen Dampf. Schwitzen bei Temperaturen zwischen 80 und 100 Grad im Wechsel mit erfrischenden Kaltbädern kräftigt nicht nur die Muskulatur und stärkt den Kreislauf. Auch die Haut wird porentief gereinigt und dadurch seidig und weich. In die Sauna gehen bedeutet, alle Sorgen hinter sich lassen, den Alltagsstress vergessen und sich auf sich selbst besinnen. Regeln gibt es keine: Jeder und jede schwitzt so lange, wie es gut tut. Es geht darum, ein gesundes Körperbewusstsein zu entwickeln, die innere Balance wiederherzustellen. Dabei kann ein Saunagang 10 Minuten, 45 Minuten oder mehrere Stunden dauern. Im Sommerhaus bollert die Sauna meist ganztägig, und wird zwischen Schwimmen, Entspannen im Garten und Grillen immer wieder aufgesucht.

Sauna ist nicht gleich Sauna

Natürlich gibt es verschiedene Arten von Sauna. Häufig sind elektrische oder mit Holz beheizte Saunen. Aber auch unter Infrarotstrahlen oder im Zelt kann man schwitzen. Die klassische Blockhaussauna mit Bootssteg zum See gehört quasi zum Inventar eines jeden Ferienhauses. Der Aufguss erfolgt traditionell ohne ätherische Öle. Dafür verströmen die gebündelten Birkenzweige, auch „Vihta“ oder „Vasta“ genannt, die als sanfte Hautpeitschen fungieren und die Blutzirkulation anregen, einen ganz aromatischen Geruch. Auch traditionelle Heilkunst wird gern in der Sauna praktiziert, ebenso erholsame Wellnessbehandlungen.

Die Sauna als sozialer Ort

Obwohl Finnen Fremden gegenüber eher zurückhaltend sind, zeigen sie sich in der Sauna von ihrer geselligen Seite. Nicht nur Freunde und Familie kommen hier zu einem Plausch zusammen, auch Geschäftsleute halten ihre Meetings dort ab (sogar das Parlament von Helsinki hat eine eigene Sauna!). Eine Einladung zu einem Saunabesuch ist daher eine Ehre. Voller Stolz lassen sie andere an ihrem Ritual teilhaben. Nackt und quasi entblößt entsteht dabei eine Art natürliche Bindung. Sauniert man mit Fremden oder weniger guten Bekannten, ist Badebekleidung natürlich erlaubt.

Ausklang beim Saunagetränk

Auch hinterher geht es ums Entspannen und Loslassen. „Saunanjälkeinen“ (übers. nach der Sauna), einfach mal nichts tun und die Seele baumeln lassen. Da man durchs Schwitzen viel Flüssigkeit verliert, sollte anschließend ordentlich getrunken werden. Die Finnen genießen traditionell ein Bier oder Cidre. Und braten sich Würstchen am Ofen oder offenen Feuer. Hauptsache, man lässt es sich gut gehen und ist dabei noch in netter Gesellschaft.

Text: Nina Lenze